Momentane Lieblingsdüfte – Winter Edition
Seit neuestem habe ich einen großen Spiegelschrank in meinem Bad und im Fach ganz oben bewahre ich jene Düfte auf, die ich sehr regelmäßig benutze. Alle anderen Flakons warten dunkel und sicher verwahrt, bis ihre große Stunde schlägt. Im Sommer mag ich nämlich ganz andere Parfums als im Winter – und ähnlich wie ich meinen Kleiderschrank den Jahreszeiten anpasse, geschieht das auch in meiner inzwischen recht beachtlichen Parfumsammlung. So stellte ich also fest, dass ich seit Wochen und Monaten zu immer denselben Kandidaten greife, weil sie einfach hervorragend in den Winter passen. Deswegen gibt’s heute für euch meine momentanen Lieblingsdüfte in der Winter Edition!
Yves Saint Laurent – Cinéma
Wollen wir gleich mit einem Klassiker beginnen…? Schon seit 2004 gibt es Cinéma von YSL.
- KopfnoteClementine, Mandel, Alpenveilchen
- HerznoteAmaryllis, Jasmin-Sambac
- BasisnoteAmber, Vanille, weißer Moschus
Der Duft ist wunderbar anschmiegsam und bei mir kommen vor allem Mandel und Vanille raus. Er ist wie gemacht für kühle Tage, an denen man einfach einen Kuschelduft braucht. Cinema drängt sich nicht in den Vordergrund und kann meines Erachtens auch ein festlicher Duft sein – er entführt uns in die Welt der Lichtspielhäuser vergangener Jahrzehnte. Damals saß man noch nicht in Jogginghose im Kinosessel und mampfte Nachos mit Käsesauce, sondern zwickte sich ein hübsches Kleid an und ließ sich vor oder nach dem Film, den es zwei Wochen später auch noch nicht bei Netflix gab, von seiner Begleitung zum Essen ausführen. Zu genau solch einem Anlass passt Cinéma – der geradlinige Flakon mit goldenen Akzenten strahlt schon genau dieses gewisse Etwas eines schönen Abends aus.
Chopard – Casmir
1991 wurde Großartiges erschaffen – neben mir nämlich Casmir von Chopard. :-P (Verzeiht, der musste sein…)
- KopfnoteBergamotte, Kokosnuss, Mango, Pfirsich
- HerznoteRosengeranie, Jasmin, Maiglöckchen
- BasisnoteAmber, Hölzer, Moschus, Patchouli, Sandelholz, Vanille
Auch dieser Duft ist also schon wirklich alt und siedelt sich im unteren Preissegment an, sogar viele Drogerien führen ihn. Gerade um die Weihnachtszeit ist er ein Kandidat, den man in verschiedenen Duftsets für wenig Geld bekommt. Das macht ihn aber natürlich nicht minder großartig – denn Casmir ist ein kleines gourmandiges Meisterwerk. Wenn ich ihn erschnuppere, rieche ich Plunderteilchen vom Bäcker, die fluffigen aus Blätterteig mit Vanillepudding in der Mitte und mit Dosenobst belegt. Süß und fruchtig, jedoch bestimmt von der Vanille. Kurz nach dem Aufsprühen hat Casmir eine Vintage DNA (so Richtung Oma…), weswegen ich auch lange vor ihm zurückgeschreckt bin. Aber lasst euch nicht täuschen und gebt ihm ein paar Sekunden Zeit – es entwickelt sich sowohl auf der Haut als auch auf der Kleidung ein sanfter Vanilleduft, der auch heute noch durchaus modern ist. Betonen möchte ich noch die lange Haltbarkeit – Casmir umweht einen eine kleine Ewigkeit und kann sparsam dosiert werden.
Yves Saint Laurent Black Opium
Erst jetzt beim Schreiben des Blogposts fällt mir auf, dass sich unter meine fünf liebsten Winterparfums gleich zwei von YSL gemischt haben.
- KopfnoteRosa Pfeffer, Orangenblüte
- HerznoteKaffee, Jasmin
- BasisnoteVanille, Patchouli, Zeder
Zu vergleichen sind die beiden aber ganz und gar nicht, was man schon unschwer an den Duftnoten erkennen kann. Bei Black Opium sticht einem da wohl zuerst der Kaffee ins Auge – eine recht ungewöhnliche Duftnote in einem Damenparfum. Für mich riecht er wie süßer Kaffeesirup, der von der prallen Vanilleschote unterstrichen wird. Pfeffer und Zeder verleihen dem Ganzen eine würzige Note, weswegen Black Opium vielleicht nicht so gefällig ist wie alle anderen hier gezeigten Düfte. Orangenblüte und Jasmin lassen ihn feminin und blumig wirken, nichtsdestotrotz ist Black Opium ein „dunkler“ Duft – auch hier setzt der Flakon die Message gekonnt um. Ein bisschen Glamour, ein bisschen Glitzer – der kann auch zur Silvestergala getragen werden!
Jo Malone Vanilla & Anise
An diesen Duft heranzukommen, war gar nicht so leicht! Ich besaß ihn schon vor einer ganzen Weile einmal, leerte ihn und wollte ihn mir diesen Winter nachkaufen – nur um mit Schrecken festzustellen, dass es ihn in keiner Parfümerie mehr gab. Ich bestellte Vanilla & Anise also schließlich bei Jo Malone selber und war mega happy, dass ich einen großen Flakon ergattern konnte.
- KopfnoteSternanis
- HerznoteVanilleorchidee
- BasisnoteBourbon-Vanille
Die Düfte von Jo Malone sind „nur“ Colognes, also vom Parfumöl-Anteil her nicht gerade hoch konzentriert. Doch die Haltbarkeit unterscheidet sich stark, während manch einer der dutzenden Wässerchen in den schicken Flaschen quasi nach dem Aufsprühen schon weg ist, halten andere ewig durch. So einer ist Vanilla & Anise, der genau danach riecht, puristisch und schlicht: Vanille und Anis. Schon als Kind liebte ich Anisplätzchen über alles und gemeinsam mit Zimtsternen waren sie mein favorisiertes Gebäck zur Weihnachtszeit. Die Liebe hält bis heute an und gerade vorige Woche habe ich mir noch eine Tüte der süßen Teilchen gegönnt, bevor sie bis zum Herbst wieder aus den Regalen verschwinden. Anis liebe ich im Essen, im Tee oder eben auch im Parfum, weil es mir so ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit gibt. Als ich den Duft das erste mal seit langem wieder aufsprühte, konstatierte mein Sohn, ich rieche nach Weihnachten – und das war wohl das schönste Kompliment seit langen. Ja – genau so schnuppert Vanilla & Anise, nach Heimeligkeit und Feiertagen!
Joop – Le Bain
Zu guter Letzt folgt noch ein orientalisch angehauchtes Parfum, das ebenfalls (nur) im Winter ein Liebling von mir ist: Le Bain von Joop.
- KopfnoteAldehyde, Bergamotte, Orangenblüte, Zitrone
- HerznoteJasmin, Maiglöckchen, Rose, Sandelholz, Zeder
- BasisnoteAmber, Moschus, Patchouli, Tonkabohne, Vanille
Le Bain geht wirklich nur bei kalten Temperaturen, im Sommer wäre er mir viel zu schwülstig und überhaupt zu viel von allem. Aber in der kalten Zeit verbrauche ich ihn Flakon um Flakon – das ist bereits mein dritter. :-) Tonka und Vanille geben einen echten „Wumms“ beim Aufsprühen, wobei er dank Zitrone und Orangenblüte fast spritzig startet. Auf der Haut wird er mit der Zeit süß und skinny, jedoch alles andere als dezent: Einen Joop Le Bain kann man nicht wegdiskutieren und überdosiert könnte das Eau de Parfum als Belästigung für seine Mitmenschen gelten. Aber who cares – ich liebe ihn über alles und finde ihn hervorragend geeignet für graue, trübe Wintertage, an denen man sich in einen Kuschelduft einlullen möchte. Joop Le Bain gibt es schon ewig, der Flakon gewinnt seit je her keinen Schönheitspreis – aber bitte, er möge nie vom Markt genommen werden!
Jetzt wisst ihr also, wie ich so rieche – derzeit zumindest immer nach einem der fünf oben genannten Parfums. Vielleicht konnte ich ja den ein oder anderen inspirieren und ihr probiert auch mal aus, welche Düfte gerade zu Eis und Schnee passen!